Hirtige Existenz

Hirtige Existenz
Predigt zu Psalm 23 zur Ordination von Pastorin Britta Koß-Misdorf am Sonntag, 14. Oktober 2018 Braunschweiger Friedenskirche – Pastor Dr. Heinrich Christian Rust

Liebe Britta, liebe Gemeinde,

ab heute ändern wir das. Ab heute nennen wir Dich, liebe Britta, auch „Pastorin“! Ist das nun ein Aufstieg in die Tiefe oder ein Abstieg in die Höhe? Was ist denn eigentlich eine Pastorin?

Wir alle haben da ja so unsere Vorstellungen, wie ein Pastor, bzw. eine Pastorin eigentlich sein sollte. Bevor ich uns nun das Spektrum an Erwartungen und Befürchtungen aufzähle, will ich uns lieber darauf hinweisen, dass der eine Gott, um den es sich in diesem Gottesdienst dreht, um den sich alles in dieser Welt dreht ( nur viele merken es nicht), dieser eine Gott hat sich selber als „Pastor“ , als Hirte vorgestellt. Ja, der Gott der Bibel, der die Welt, den ganzen Kosmos geschaffen hat, dieser Gott hat sich vorgestellt. Wir sprechen auch von einer Offenbarung. Bei ihm können wir lernen, was eine„HirtigeExistenz“ ist.

Es gibt ja in der neu aufkeimenden Religiosität und Spiritualität in der westlichen Kultur ungezählte Menschen, die sich irgendwie einen Reim darauf machen wollen, ob es einen Gott gibt, wie diese transzendente Intelligenz denn nun wohl ist. Und so mancher hat da seinen spirituellen Zauberkasten zur Hand und bastelt sich eine eigene Vorstellung von Gott: Ein paar Bausteine aus unserem Sehnsuchtskoffer, ein paar schöne glitzernde Steine aus den unterschiedlichen Religionen und Kulturen und auch so manches Teil aus der Angstbox, die jeder mehr oder weniger offensichtlich mit durch sein Leben schleift. So kommt es zu religiösen Konstrukten, mit denen Menschen leben können und auch wollen, aber ist das wirklich der eine lebendige Gott? Ganz gewiss nicht.

Wir als Christen glauben an einen Gott, der sich uns selber vorstellt. Das nennen wir Offenbarung. Liebe Britta, wenn keine Offenbarung von Gott da ist, dann sind wir als Pastoren aufgeschmissen! Dann mutieren wir zu Gemeindemanagerinnen und –managern oder zu Antreiberinnen und zur Besserwisserei. Doch dieser Gott, der sich uns in den heiligen Schriften der Bibel vorgestellt hat , er ist uns begegnet. Er ist auch Dir begegnet. Es ist kein Konstrukt, das Menschen sich in ihrer religiösen Sehnsucht zusammenbasteln. Solche Konstrukte brechen zusammen, sie tragen nicht durch. Wer ist aber dieser Gott?

Im Hebräerbrief lesen wir, dass Gott auf vielfältige Weise gesprochen hat, sich vorgestellt hat, z.B. in den Konturen von ihm, die wir in der Natur, in der Schöpfung finden. (Du bist ja eine Freundin derNatur, der Tiere, …weil der Schöpfer dein Freund und Herr ist). Doch allein durch die Beobachtungder Natur kommen wir immer wieder in Engpässe des Denkens und Erfahrens. Nicht alles, was wir da wahrnehmen, hat den Charme eines kürbisleuchtenden Erntedankfestes. Da gibt es auch die Fäulnisse, die Verwesungen und das Seufzen und Weinen der Kreatur, da sehen wir nicht nur Gottes Handschrift, sondern immer deutlicher auch das Gekrickel des Bösen mit der Tinte der Sünde.-

So hat Gott sich ein Volk erwählt, das Volk Israel, hier wollte er immer mehr zeigen, wer er ist. Er ist„Jahwe“, der Gott, der sich offenbaren wird. Er teilt sich mit – etwa in der Thora, in den zehn Geboten, die wie ein erster Einblick in Gottes Herz sind. Er offenbart sich und spricht durch die Propheten. Das erwählte Volk verzettelte sich, er verhaspelte sich, es verirrte sich, es verlor sich. Doch allen Verzettelten, Verhaspelten, Verirrten und Verlorenen rief er schon durch den Propheten Hesekiel zu:

Ich selbst will jetzt nach meinen Schafen sehen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirte seine Herde zusammensucht, wenn sie auseinandergetrieben wurde, so suche ich jetzt meine Schafe zusammen. (Hesekiel 34,12)

Dieser Gott ist ein Sammler, ein Zusammenbringer, ein Versorger, ein Hirte! Er sucht das Verlorene.

Aber immer wieder gab es diese Eigenkonstrukteure, die ihr Leben lieber ohne den Hirten Gott machen wollten, und wollen. Sie glauben ernsthaft, dass man diesen Gott nicht so ernstnehmen sollte. Manche erklären ihn für tot oder für nicht existent! Es hat Gott geradezu zerrissen, wie sein Volk, seine Schöpfung sich gegenseitig zerreißt. So ist er selber in diese Zerrissenheit gekommen. Er selber hat die Gestalt eines Menschen angenommen. Er selber ist auf die dunklen Felder, die verbrannten Äcker des Lebens gekommen. Das geschah in Jesus.

In der Vergangenheit hat Gott oft und auf verschiedene Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende der Zeit, hat er zu uns gesprochen durch den Sohn. Durch ihn hat Gott die Welt geschaffen. Darum hat Gott auch bestimmt, dass ihm am Ende alle Dinge gehören sollen. In dem Sohn Gottes leuchtet die Herrlichkeit Gottes auf, denn er entspricht dem Wesen Gottes vollkommen. ( Hebräer 1,1-2)

Dieser eine Gott hat sich in Jesus offenbart. Das ist nicht nur eine Geschichte, nicht nur die Deutung von den Verfassern dieser heiligen Schriften der Bibel. Es ist auch unsere, es ist deine Erfahrung, liebe Britta. Dieser Gott hat einen Namen, ein Wesen, ein Herz. Er hat die Kraft uns alle aus den Verzettelungen, Verhaspelungen, Verirrungen und Verlorenheiten unserer Existenz herauszulösen. So nennen wir ihn auch Erlöser. Dieser Jesus ist uns begegnet. Wir glauben an ihn.

Und auch Jesus stellt sich uns vor als Hirte, als „Pastor“.

Jesus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und sie kennen mich“ (Joh 10,12)

Hirte heißt in der lateinischen Sprache „Pastor“. Wenn man also wissen will, wie „ Pastor, bzw.Pastorin sein“ sich anfühlt, so sollte man über dieses Urbild, die „Matrix aller Pastorenschaft“nachdenken und davon lernen.

Viele werden auch das wunderbare Psalmgebet von David kennen. Ich lese es uns vor in der wunderschönen Übersetzung von Martin Luther. Doch hören wir einmal genau hin, wie sich Jesus,wie sich dieser Gott hier offenbart als „Pastor“, als Hirte von uns allen und auch als Vorbild für alle Pastoren und Pastorinnen.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

(Psalm 23)

1.  JESUS : D E I N HIRTE – Gott meint Dich

Es ist nicht nur der Gedanke, dass es da „einen“ Gott geben mag, der vielleicht auch „ ein guter Hirte“sein könnte. Es geht hier in dem Bekenntnis um die Zugehörigkeit.

Dieser Jesus hat zu jedem von uns ein Verhältnis. Er hat nämlich sein Leben für uns hingegeben. Wir können die vielen Schrammen und Sünden unseres Lebens nicht mit menschlichem Eifer von unserenSeelen wegschrubben. Wir brauchen einen Heiland, der uns sagt: „Ich meine Dich! Ich bin DEIN Hirte!“

Liebe Britta, Du hast schon in Deinem Elternhaus diesen Jesushirten kennengelernt, aber richtig an sein Herz gerückt bist Du erst, als Du auch in Not und Verzweiflung gelandet bist. Es geht einem nicht gut, wenn man nur die Bibel und die Frommen kennt, wenn man nur meint, man meint, man würde das Leben verpassen, wenn man sich eng zu Jesus hält. Jesus will bei uns sein, auch dann, wenn wir es nicht packen. Wir sollen wissen, dass wir mit unseren Bruchlandungen zu diesem einen guten Hirten kommen.

Ich kenne Dich nun schon einige Jahre und habe mich gefreut, wie dieser Jesus immer mehr aus Dir hervorleuchtet. Du selber weißt, was Vergebung ist. Du selber weißt, was es bedeutet, mit einem Menschen lange Wege zu gehen und nicht aufzuhören zu hoffen und zu beten. Du selber weißt, was Erbarmen und Gnade ist.

Jesus ist Deine Weisheit, Deine Gerechtigkeit, Deine Heiligung, Deine Erlösung (1.Kor 1,29f). Er kümmert sich um Dich, er ist für Dich da. Er sagt Dir, ich bin dein guter Hirte!

Ich überfordere Dich nicht. „Du gehörst mir!“ wie oft hat mir der Herr das ins Ohr geflüstert, ins Herzgegeben. Das befreit uns davor, dass wir alles von uns selber erwarten. Der Herr hat Dich im Blick, liebe Britta, so wie er jeden von uns im Blick hat. Er kennt uns mit Namen. Er kennt unsere Identität, unsere Identitätspurzelbäume und Versuche, immer noch besser und erfolgreicher zu sein. Doch das Glück der Gotteskinder ist es, die ganze Autorität in der Abhängigkeit und Liebe von ihm zu gestalten.

Als guter Hirte kann er alles in Deinem Leben verwandeln und gebrauchen. Ich denke daran, wie die Berufung, die Gott in Dein Leben gelegt hat, sich immer klarer zeigte. Gott hat es zugelassen, dass Ihr als Ehepaar keine eigenen Kinder haben konntet. Das ist ein Schmerz. Er hat es auch zugelassen, dass so mancher Traum von einem schönen Resthof mit freilaufenden Pferden, auch noch in sich zusammenbrach. Immerhin wohnt ihr nun geradezu an einem himmlischen Ort. Aber er hat Dir und Euch beiden eine enorme Liebe und Begabung gegeben, Kinder und junge Menschen zu begleiten. Gott hat Euch in all den Jahren hier in der Jugendarbeit wunderbare Kinder und Jugendliche anvertraut und ihr durftet ungezählte junge Leute mit Jesus bekannt machen. Ihr werdet es voraussichtlich erst später erkennen, was Gott Euch hier anvertraut hat und was für eine große Kinderschar er euch gegeben hat.

Du hast Dich, liebe Britta, als gute Fürsorgerin, als Leiterin, als Seelsorgerin, als Trösterin und Zusprecherin für die jungen Schäflein, die Lämmer schon erwiesen. Nun darfst Du von dem großen Hirten auch lernen, wie er die Schafe und die Böcke liebt. Die älteren hoppeln nicht mehr allzu locker über die Steppe ihres Lebens, oft sind sie eigenwillig und stolz. Doch auch für sie ist Jesus da. Er will dich hineinnehmen in diesen Hirtendienst. – Das Hauptgeschenk ist, dass Du den guten Hirten immer zur Seite hast. Ja, er lebt sogar“ in Dir“, wenn wir die biblische Sprache richtig verstehen. Du bist eine„Hirtige Existenz“ durch Deinen Hirten Jesus.

2. JESUS : DIE QUELLE DES LEBENS – Gott erquickt Dich

„ …mir wird nichts mangeln“. – Ein kleines Mädchen hatte es wohl nicht so genau verstanden, was hier ausgesagt ist. Sie fragt ihre Eltern: Warum will der liebe Gott uns denn mangeln?

Gott will uns niemals in die Mangel nehmen! Er will nicht alles aus uns herauspressen und herausholen. Er wringt nicht den letzten Tropfen Freude und Lebenslust aus uns heraus, dass wir dann nur noch unser Kreuz tagtäglich auf uns nehmen und durchs Leben schleifen. Nein, es heißt:..“Mir wird nichts mangeln“. Und sodann werden wir an die saftigen, schönen grünen Auen, an die frischen Quellen mitgenommen.

Es ist schlimm, wenn Menschen heutzutage von einem Termin zum anderen wie die Getriebenen durch ihr Leben rasen. Überall soll man präsent sein. Aber eine hirtige Existenz, die lässt sich zunächst versorgen. Ja, wir dürfen und sollen als Pastoren auch Acht auf unsere eigenen Bedürfnisse haben. Nicht nur wir als Pastorenmenschen, sondern jeder Mensch.

„Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde!“ (Apg 20,28) rät der Apostel den Verantwortlichen in der Gemeinde Ephesus.

Was sind das für Quellen, wo unsere Seele erquickt wird?

Nun , da sind zunächst die Lager, wo wir „chillen“ können-, so die Jugendsprache- , wo wir einfach nur sein dürfen, genießen dürfen, wo wir nichts machen müssen. Es ist so wichtig, dass wir genau herausfinden, wie wir uns auch erholen können. Besonders , weil der freie Sonntag für uns doch meist belegt ist . Britta, du hast ja Deinen Winnie, der hilft Dir schon, dass Du wieder ins Lot kommst, wenn Du Dich verpeilt hast. Aber Du liebst auch die See, Du liebst die Pferde, Du liebst schönes Essen und Trinken, du magst feine und fröhliche Events. Du liebst es zu lachen, und wer Dich einmal hat Lachen hören, der weiß wovon ich rede. Da wird man ja geradezu angesteckt.

Doch die eigentliche Quelle, die eigentlich grüne Aue ist bei Jesus selber. Das weißt Du auch. So kann ich Dir nur raten, immer und immer wieder die persönliche Zeit mit ihm zu haben. Suche seine Nähe, seine Liebe, seine Gegenwart. Wenn Du selber nicht satt wirst von seinem Wort, so predigst Du nur den Hunger. Empfange immer wieder Vergebung, bei dem vielen Dingen, die wir möglicherweise unterlassen oder auch jene, die wir tun, aber die wir gar nicht tun sollten. Du hast für alles Kraft und Zeit genug, was Gott von Dir möchte.

Als Pastorin darfst Du selber diese Quellen immer wieder öffnen und einladen, dass Menschen sich daran ihre ausgetrockneten und verhungerten Seelen stärken; dass sie erquickt werden. Da ist dasAbendmahl, dieser „Kuss Gottes“, diese ganzheitliche Erfahrung seiner Kraftquelle. Du wirst viele Menschen taufen dürfen. Was ist das für ein Geschenk! – Der Herr will Dich nicht „quieken“ hören,weil Du nur gestresst bist. Er will Dich „erquicken“. Wir haben keinen eiligen Geist, sondern einen Heiligen Geist, der uns leitet.

Er will jeden auch hier und heute erquicken. „Ich bin gekommen, dass sie das Leben und vollesGenüge haben“ (Jh 10,10) sagt Jesus. Da ist immer „genug“! Nur trinken müssen wir, trinken! Trinken von dieser Quelle des Lebens: Jesus. Die Friedenskirche soll ein solcher Ort sein, wie eine Oase, wie eine frische Quelle, wie saftige Weide.

Jesus sagt: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird niemals mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die ewiges Leben schenkt. ( Johannes 4,14)

3. JESUS: DER WEG – Gott führt Dich

„ Du führst mich auf rechter Straße um deines Namens willen“. Also: Damit wir es klar hören: Esgeht nicht um einen rechten Weg, im Sinn einer politischen Einstellung. Einige könnten das womöglich missverstehen. Die „rechte Straße“ ist die „richtige Straße“, der richtige Weg.

Jesus selber will Dich leiten und führen auf diesem Weg. Er ist der Weg in allen Ausweglosigkeiten. Das Geheimnis der Vollmacht, der Autorität, die Jesus hatte, lag einzig und allein in seinerAbhängigkeit, seiner Liebe und Bindung zu seinem Vater. ( Vgl. Johannes 5,19). Er lebte „um des Vaters willen“ (Joh 6,57). Die Nöte der Menschen um ihn herum, haben Jesus zutiefst bis ins Mark getroffen und auch zu Tränen bewegt. Aber er weinte die Tränen Gottes, seines Vaters. – So wieJesus betete „ Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“, liegt das ganze Glück und auch dieganze Autorität in einer hirtigen Existenz in dieser Abhängigkeit von dem guten Hirten selber. Wir werden als Pastoren nicht führen können, wenn er uns nicht den Weg zeigt.

Und, liebe Britta, das gehört nun auch zu dieser Gemeinde: Wir hören auf ihn.?

Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme!“ Ich habe Dich viele Jahre in der Gemeindeleitungund nun auch in der Ältestenschaft dieser Gemeinde erleben dürfen. Gott gibt Dir oft sehr klare Gedanken und er gebraucht dich. Wir haben hier das Vorrecht, dass wir in einem großen Team von„hirtigen Existenzen“ zusammen diese Gemeinde leiten dürfen. Wir wollen sie nicht nur managen.Eine Managerin macht die Dinge richtig, die ihr aufgetragen sind. Aber eine Leiterin, eine Pastorin, die tut und sagt die richtigen Dinge. Diese richtigen Dinge, die richtigen Worte, die richtige Straße die uns weiterführt, die wollen wir gehen und andere mitnehmen.

„ …Du führst mich auf richtiger Straße um deines Namens willen!“ – Als pastorale Existenzen leben wir um Jesu willen. Alles, was wir tun, tun wir im Namen Jesu Christi, so ist es unser Anspruch.

Was kann man aber tun, wenn man die Stimme des guten Hirten nicht so klar hören kann? Ich gebe Dir hier 3 Tipps mit, die mir geholfen haben:

  1. 1  Gib dein Leben ganz Jesus hin! ( Römer 12,1-2)Gib Dich selber mit Deinen Vorstellungen, Wünschen, mit Deinen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, mit Deinen Gaben, Deinem Wissen, ja, mit Deinem Körper Jesus neu hin. Die Hingabe ist ein Schlüssel zum Erkennen des Willens Gottes
  2. 2  Spüle deine Logik frei im Wort GottesTauche Dein Denken, Deine Logik immer und immer wieder in das reinigende Bad des biblischen Wortes Gottes ein! ( Hinweis auf ignatianische Regel)
  3. 3  Suche die Gemeinschaft mit anderen Christen„Der Christus im anderen ist immer stärker als der Christus in mir.“ (D.Bonhoeffer)

 

Liebe Britta, liebe Gemeinde, wir erleben hier eine besondere Gnade Gottes.

Gott hat diese Gemeinde über alle Maßen gesegnet und beschenkt. Er wird uns noch sehr viel mehr anvertrauen, mehr Menschen, mehr Verantwortung. Er wird nicht aufhören, unseren Glauben durch sein Wort herauszufordern. Wir brauchen seine Führung. Hören wir genau hin, damit wir auf seinem Weg bleiben!

4. JESUS : DEIN TROST- Gott ist dir nahe

„ Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, so bist du bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich“

Ja, auch das gehört zu einer „hirtigen Existenz“, die finsteren Täler, die Todestäler. Es gibt nicht nurden Tod, der alles immer wieder infrage stellen will, sondern die fiesen Vorläufer des Todes: Die Krankheitsnöte, die Defizite, das Unvermögen, das Unwissen, die Einsamkeit, die Orientierungslosigkeit.

Gott beruft in seine „hirtige Existenz“ nicht nur die Glatten, die, bei denen wohl alles nur so nachPlan läuft. Es sind die vielen Wunden und Narben, die davon sprechen, dass Gott gerade jene berufen kann, die sich ihrer eigenen Ohnmacht recht bewusst sind. Gerade die Schwächen und abgescheuerten Lebensfarben können uns hineinplumpsen lassen in den Farbtopf des Trostes und der Liebe Gottes. Da sind die Tränen, die Verluste, das Gefühl, das man etwas vergeblich tut uvam.

Doch , liebe Britta, diese Täler gehören zu unserem Leben und Dienst ebenso dazu wie die wunderbaren Höhen, wo wir uns nicht sattsehen können an der Schönheit und am Glanz unseres Gottes und des Lebens, das er uns schenkt.

Als Pastorin wirst Du unendlich viele notvolle Geschichten hören, Du wirst schweigend bei denen sitzen, die Du selber nicht mehr zu trösten vermagst. Nicht unsere menschliche Nähe allein ist es, die Trost und Beistand bringen kann. Es ist die Nähe Gottes. Dieser Herr achtet darauf, wenn wir in den Fallgruben einer Traurigkeit geradezu absumpfen wollen oder festhängen. Dann ist da sein Hirtenstab, er kann uns aus dem Dickicht unseres Sorgegestrüpps und er finsteren Gedanken herausziehen. Dann ist da sein „ Hirten-Stecken“, dieser Stock, mit dem der Hirte auch die Wölfeoder die anderen Feinde vertreibt. Jesus in dir ist immer stärker als alle Finsternis!

Aber wodurch tröstet er? Wie erleben wir den Gott des Trostes, der sich nicht verabschiedet, wenn wir verzweifelt sind, wenn es dunkel ist. Liebe Britta, als Pastorin wirst du auch an Gräbern stehen und den Trost Gottes predigen. Es geht um die Vollendung alles Lebens, um die Auferstehung. Wenn wir die nicht mehr glauben und erwarten dürften, dann müssten wir Menschen immer auf das Diesseits vertrösten. Aber wir haben diese Hoffnung, dass es da ein Leben nach dem Todestal gibt. Der Auferstandene ist uns schon begegnet. Sei so eine Trösterin, mit jesuanischer Substanz!

Kürzlich las ich von Dietrich Bonhoeffer ein bemerkenswertes Wort, wie er- diesen Auferstehungsglanz beschrieb:

Wo erkannt wird, dass die Macht des Todes gebrochen ist, wo das Wunder der Auferstehung und des neuen Lebens mitten in die Todeswelt hineinleuchtet, dort verlangt man vom Leben keine Ewigkeiten, dort nimmt man vom Leben, was es gibt, nicht Alles oder Nichts, sondern Gutes und Böses, Wichtiges und Unwichtiges, Freude und Schmerz; dort hält man das Leben nicht krampfhaft fest, aber man wirft es auch nicht leichtsinnig fort, dort begnügt man sich mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen Dingen Ewigkeit zu, dort lässt man dem Tod das begrenzte Recht, das er noch hat. (Dietrich Bonhoeffer, Ethik)

Die Tunnel des Lebens werden durch das Licht des Auferstandenen erträglich. Ja, er trägt unsdadurch. Wenn Du in einem Leidenstal bist, dann frage nicht immer „Warum?“. Frage auch nicht„Wozu?“, denn oft wirst Du es nicht verstehen können, warum oder wozu Gott es zulässt, dass Du durch einen solchen Tunnel gehen musst. Aber eines sollst Du wissen: Jesus ist gerade bei denen, die meinen, er würde sie gar nicht sehen, gar nicht hören, gar nicht lieben. Er kommt in die stinkenden Ställe unseres Lebens und wir bekommen mitten im Leiden eine Ahnung davon, dass die Finsternis uns nicht erdrücken kann. Sein Licht ist immer heller!

5. JESUS: DEIN „TISCHDECKER“ – Gott feiert mit Dir das Leben

„ Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werdebleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Der gute Hirte ist nicht nur der Versorger, der Leitende und Ratgeber, nicht nur der Beistand und unser Licht. Er deckt auch den Tisch. Tischgemeinschaft ist in fast allen Kulturen ein Ausdruck von Festlichkeit, von Freude, von Zuhause sein. Da habe ich meinen Platz. Hirtige Menschen sind Tischdecker; sie laden ein, das Leben zu feiern! Da ist Freude und die Lebenslust, die nur Gott selber geben kann.

Hirtige Existenzen haben wohl auch Feinde. Aber auf Feinde werden wir unser Leben nicht konzentrieren. Wir werden nicht über die ganzen Taktiken des Bösen nachdenken, nicht in analytischer Korrektheit alle Neidereien und allen Missgunst erforschen. Sondern: Der Feind Gottes muss zuschauen, wie Jesus uns den Tisch deckt. Gutes und Barmherzigkeit werden auf diesem Tisch reichlich sein. Ja, wir werden ewig „verfolgt“! Gutes und Barmherzigkeit werden uns „folgen“ unser Leben lang. Wir sind und bleiben bei ihm Zuhause.

Und dann lesen wir hier noch von dem Öl mit dem er uns berührt. Es war ein Zeichen der Weihe, der Zugehörigkeit und auch der Autorisierung. Es gibt also nicht nur die äußere Versorgung hier am Tisch des Herrn. Mit dem Öl heißt der gute Hirte Dich als „gute Hirtin“ willkommen. „Du, liebe Britta, Dugehörst doch ganz zu mir! Du gehörst an meinen Tisch! Dieser Tisch wird niemals leer bleiben!“- so könnte es Jesus wohl heute zu Dir sagen.

Aber er will es auch für uns alle sagen. Warum soll denn nur Britta sich ihrer „hirtigen Existenz“bewusst werden. Dieser Jesus hat doch jeden von uns hier heute im Blick. Er hat niemanden hier vergessen, übersehen, überhört. Dieser Gott will nicht nur auf Stippvisite bei uns vorbeischauen, er will bei uns einziehen. Er will unser Hirte, unser Lebenshirte sein. ER will uns zu den frischen Wassern führen, da soll es in uns wieder sprudeln und nicht nur tröpfeln. ER will uns nahe sein, wenn wir durch dunkle Täler gehen, kriechen müssen. ER ist dabei. Dieser Gott lässt uns niemals fallen.

So wird er Dein guter Hirte sein, liebe Britta, auch wenn Du nun selber eine „Pastorin“ bist. Ich selberhabe es keinen einzigen Tag bereut, dass ich diesen Beruf ausüben darf. Es ist ein wunderbarer Beruf, es ist nicht nur ein Job. Und wir als Gemeinde wollen für Dich und für Winnie beten, dass Ihr von dem guten Hirten selber begleitet, inspiriert und ermutigt und auch getröstet seid.

Amen.